24. März 2021 – Einmischungen
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"Na, wann ist es denn bei euch soweit?"
"Noch immer keine Kinder? Du gehst ja auch schon auf die 40 zu!"
"Du willst keine? Du wirst deine Meinung schon noch ändern!"
"Ach, so eine bist du also."
"Meine Kinder haben alles getoppt, was ich jemals erlebt habe."
Derartige Bemerkungen und noch viel mehr müssen sich OK-Frauen stets wieder anhören.
Die Frage nach Kindern ist für die, die welche haben, eine Smalltalkfrage. Da hat man gleich ein Thema, über das man sich austauschen kann.
Mit einer negativen Antwort rechnen die Fragestellenden nicht.
Dementsprechend ungeschickt gehen sie damit um.
Manche brechen den Versuch zur Kontaktaufnahme gleich ab und verziehen sich.
Andere schweigen betreten und ringen um eine angepasste Reaktion.
Wieder andere trauen sich, nach dem Warum zu fragen oder starten Überzeugungsreden ohne zu wissen, ob das Gegenüber gewählt oder ungewollt ohne Kind ist.
Die Palette des für OK-Menschen unangenehmen Verhaltens ist riesig, ihr kennt es.
Und viele empfinden die Einmischungen als zermürbend.
Da gibt es nur eins: Sich vorbereiten, gewappnet sein.
Eine Standartantwort reicht kaum aus, denn du wirst nicht allen gleich antworten wollen.
Um sich einen Moment Zeit für die Reaktion zu schaffen, kann man mit einer Gegenfrage starten:
"Warum möchtest du das wissen?"
"Das ist eine sehr persönliche Frage – bist du sicher, dass du dir die Antwort anhören willst?"
Während die Fragestellerin jetzt ihrerseits mit einer Antwort ringt, hast du Zeit abzuwägen, was du Preis geben möchtest. Und das Gesicht, das sie dabei macht, kann dir die Richtung weisen, in die es gehen wird.
Am Schwierigsten sind die Fragen für unfreiwillige OK's, die noch und unter diesem Umstand leiden (und vielleicht noch hoffen) oder für Freiwillige, die sich in ihrer Entscheidung noch nicht zu 100 Prozent daheim fühlen und leicht zu verunsichern sind.
In beiden Fällen musst du im weiteren Gesprächsverlauf mit verletzenden Reaktionen rechnen, weil das Gegenüber keine Ahnung hat – nicht weil es dich absichtlich verletzen will.
Sogar die, die sagen: "Soviel Zeit hast du ja nicht mehr", meinen es gut mit dir.
Wie du bei wem und auf welche Frage reagierst, legst du dir am besten mal in einer ruhigen Minute zurecht.
Dabei lohnt es sich, eine Liste für die verschiedenen Varianten zu machen. Bei der Wahl der Reaktion ist ausschlaggebend, was du damit erreichen möchtest. Möchtest du ...
- möglichst rasch aus dieser unangenehmen Situation herauskommen?
- erklären, wie das bei dir tatsächlich ist (und damit eine Basis für einen echten Austausch schaffen)?
- freundlich und vorwurfsfrei aufklären, was für ein heikles Thema das ist?
- die Fragestellerin für die Frage bestrafen und sie beschämen?
Die Wahl der Antwort ist auch abhängig davon, wie nahe dir dein Gegnüber steht und wie wertvoll dir die Beziehung zu ihm ist.
Für jeden Fall kannst du dir entsprechende Antworten notieren. Und wenn du Lust hast, auch mal mit jemandem in einer Art Rollenspiel üben.
Dann kannst du dich schon auf die nächste Gelegenheit freuen, wo du den Ernstfall proben kannst.
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