1. September 2019 – Was ist eigentlich eine OK-Frau?


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"Du hast das Label "OK-Frau" lanciert und verbreitet, also trägst du auch ein Stück weit die Verantwortung dafür."
Mit diesem Satz wurde ich kürzlich konfrontiert und mir wurde klar, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, zu kontrollieren, dass das Wort ausschliesslich in meinem Sinn verwendet wird.

Ich kann aber an Stellen, wo ich das Wort verbreite, einmal erläutern, was es damit auf sich hat. Entstanden ist es, als ich das Buch "Kinderlos bleiben? Auch OK" schrieb und mir ein Begriff für die Frauen fehlte, die ich porträtierte, nämlich die kinderlosen. Zur Abwechslung schrieb ich "Nicht-Mütter", doch beides kam mir defizitorientiert vor.

Der Titel der französischsprachigen Internetseite "Femmesansenfant" der Kanadiern Catherine-Emmanuelle Delisle gefiel mir vom Klang her und sorgte vermutlich dafür, dass mir eines Nachts das Wort "OK-Frau" einfiel. Ehrlich gesagt fand ich es persönlich noch keine ideale Lösung. Da mir aber vorerst nichts besseres einfiel, benutzte ich es schon mal und erhielt prompt positive Rückmeldungen. Also blieb es. Und es begann sich zu etablieren.
Letzthin begegnete ich in einem englischen Film dem Begriff "Nomo" (not mom) und ich experimentierte mit entsprechenden deutschen Variationen: Nimu, Nima, Kemu, Kema ...

Nun zur Definition:
Jede Frau ohne Kind ist eine OK-Frau (auch wenn sie später mal Mutter werden sollte, vorher ist sie eine OK-Frau). Egal ob sie freiwillig kinderlos durchs Leben geht oder sich sehnlichst Kinder wünscht oder irgendetwas dazwischen.
Zwar suggeriert OK auch, dass es eben okay ist, kinderlos zu sein, meint aber nicht, dass frau sich nur dann OK-Frau nennen darf, wenn sie mit ihrer Kinderlosigkeit im Frieden ist.
Es will viel mehr zeigen, dass wir ebenso okay sind wie Mütter, gleichwertig. Und zwar ohne dass wir einen bestimmten Ausgleich dafür leisten müssen, dass wir keine Mütter sind.

Wenn also eine Frau sagt: "Ich bin eine OK-Frau", heisst das nicht, dass sie dies gewählt hat und glücklich damit ist. Doch wer würde nicht anstreben, das annehmen zu können, was einem das Leben aufzwingt?
Es lebt sich schlichtweg angenehmer, als wenn man sich dagegen stets sträubt. So ist es wahrscheinlich das Ziel jeder OK-Frau, sich auch ohne Kinder okay zu fühlen.

Und vor allem hat jede Frau das Recht, sich ganz Frau und in diesem Sinn okay zu fühlen. Dazu braucht sie nicht Mutter zu werden – eine leider noch immer verbreitete Haltung, die vielen OK-Frauen entgegengebracht wird. Der Okay-Teil des Wortes steht also in erster Linie dafür. Dafür, wie wir wahrgenommen werden wollen.

Immer noch nicht ganz klar ist mir übrigens die Aussprache – wie hält ihr das? Sagt ihr (lautgetreu): "Okafrau" oder "Oukeifrau"?



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