18. Juli 2019 – Freundschaften mit Müttern in der Babyphase


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In der geschlossenen Facebook-Gruppe "OK-Frauen" hat jemand kürzlich Fragen gestellt, die bestimmt die meisten OK-Frauen irgendwann mal umtreiben.
Eine davon ist: Wie kann ich mit den Müttern in der Babyphase Freundschaften pflegen?

Um es gleich vorneweg zu nehmen: Es ist schwierig. Eine Frau, die ihr erstes Baby bekommt, wird in ein neues Leben katapultiert. Wer ja sagt zu einem Kind, sagt zu dieser Metamorphose automatisch auch ja. Wenn auch meist nicht ganz so bewusst.
Dieses neue Leben kommt manchen OK-Frauen nicht besonders verlockend vor und wir können schlecht nachvollziehen, warum für die Mamis auf einmal alles so komplett anders ist und andere Werte gelten als früher. Auch in der Freundschaft zu uns.

Dass eine Mutter ihrem neuen Leben gegenüber eine distanzierte Haltung behält, liegt eigentlich nicht drin, denn es fordert ihre ganze Aufmerksamkeit. Also sorgt die Natur vor und schüttet Hormone aus, die alles relativieren, bzw. idealisieren und sogar ein wenig vergessen lassen wie das Leben davor war. Ausserdem hat sie das Erscheinungsbild von Jungtieren (und Menschenbabys) so designed, dass ihr Anblick uns schmelzen lässt und Beschützerinstinkte weckt. In der ersten Zeit verbringt die Mutter so viel Zeit mit dem Baby, dass unweigerlich eine sehr starke Bindung entsteht. Das alles begünstigt das Phänomen eines Zustandes, über den OK-Frauen wohl im besten Fall staunen können, der viele aber befremdet.

Bestimmt hilft es, wenn man sich als Freundin einer werdenden Mutter über all das im Klaren ist.
Dann ist man vielleicht weniger enttäuscht darüber, dass sich die Freundschaft ändert. Und zwar auch dann, wenn die Freundin versprochen hat, dass sie dieselbe bleiben wird. Natürlich ist es ein Stück weit typenabhängig – doch erfahrungsgemäss weiss eine Frau vor der Geburt nicht, was das Baby mit ihr machen wird.
Es hilft also, wenn wir OK-Frauen diese Tatsache akzeptieren und nicht allzu sehr an der alten Form der Freundschaft hängen, sondern die Änderung neugierig begrüssen. Und es hilft auch, wenn wir ein kleines bisschen Anteil nehmen können am neuen Leben der Freundin und ein offenes Ohr haben für das, was sie nun mal beschäftigt in ihrem neuen Leben.

Ich merke, dass es mir selbst ziemlich gut gehen muss, damit ich das kann. Es muss mir gut gehen, um damit klar zu kommen, dass ich als Persönlichkeit gerade nicht wichtig bin. Es muss mir gut gehen, um mich immer wieder zurückzunehmen und mir geduldig anzuhören, was sie in ihrem Mutterleben beschäftigt.
Und es muss mir blendend gehen, um annehmen zu können, dass viele Themen von früher für meine Freundin jetzt keine mehr sind.
Heute hätte ich wohl den Mut, einer nahen Freundin offen zu sagen, was ich vermisse und mich traurig macht. Dann könnten wir gemeinsam nach Lösungen suchen, wenn wir die Freundschaft beide erhalten möchten.
Und ich bleibe mir treu und heuchle kein Interesse für Kleinkinder, wenn es nicht da ist.

Automatisch begann ich mich mehr mit Frauen zu treffen, die (noch) keine Kinder hatten. Die Freundschaften mit Mutterfrauen haben sich nicht aufgelöst; sie veränderten sich lediglich. Neue kamen hinzu, oft solche zu jüngeren Frauen. Heute habe ich einen altersmässig stark gemischten Freundeskreis – sehr bereichernd!
Es ist leichter, wenn es einem zu akzeptieren gelingt, dass Freundschaften einem Wandel unterworfen sind und man offen für neue Freundschaften ist.

Was würdet ihr auf die Frage antworten?


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