⨉
19. Dezember – Weihnachtszeit ist Geschenkezeit
Weil Weihnachtszeit Geschenkezeit ist, hier ein Geständnis von mir ...
Vorab eine Frage: Wie hast du es mit Geschenken?
Ich gestehe: Ich habe ein ein eher angespanntes Verhältnis dazu.
Und dabei wird mir bewusst: Geschenke nicht so toll zu finden ist etwa ähnlich unpopulär wie als Frau keine Kinder bekommen zu wollen.
Es braucht ein wenig Mut, dazu zu stehen, denn man läuft das Risiko, dafür verurteilt zu werden.
Bei mir ist das so:
Alles, was ich geschenkt bekomme, stufe ich in seinem Wert allein deswegen hoch ein, weil jemand es mir geschenkt hat.
Komplett unabhängig von seinem materiellen Wert und ob es mir gefällt.
Kennst du das?
Leider ist das die beste Voraussetzung dafür, dass Geschenke zu einer Last werden können. Nämlich dann, wenn ich nichts damit anfangen kann.
Egal, wie nutzlos etwas für mich ist – ich muss es wertschätzen und hochhalten. Auch wenn es rumliegt und mir im Weg ist.
Ich habe sogar ein schlechtes Gewissen dabei, etwas weiterzuschenken. Das kommt einer Abwertung gleich. Wegwerfen geht gar nicht.
Natürlich habe ich auch ein schlechtes Gewissen, dass ich mit dem Geschenk nichts anfangen kann. Ich sollte mich doch freuen und es toll finden oder zumindest hoch ehren.
Ich habe tatsächlich all die Geschenke, Briefchen und Zeichnungen nicht weggeworfen, die ich von ehemaligen SchülerInnen erhalten habe. über die hab ich mich damals aber meist gefreut! Die entstanden aus freien Stücken und zeugten von Zuneigung.
Mein Erleben bzgl. Geschenken sorgt in der Folge dafür, dass ich mich schwer damit tu, anderen etwas zu schenken.
Schliesslich will ich weder meine Mitmenschen mit einem unpassenden Geschenk belasten noch den Abfallberg vergrössern. Früher konnte ich stundenlang in Läden herumirren und unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen.
Jetzt erlaube ich mir, einfach nichts zu schenken. Oder nur dann, wenn ich sicher bin, dass etwas gut ankommt.
Wenn ich meine, bei einem bestimmtem Anlass etwas schenken zu müssen, überreiche ich etwas Essbares (mit der Bemerkung: "Wenn du es nicht magst, kannst du es mir zurückgeben") oder Gutscheine.
(Vielleicht habe ich deshalb meinen ersten online Workshop entwickelt 😉 Ich habe ihn selbst schon x-fach verschenkt.*)
Als Kind verfassten wir in der Vorweihnachtszeit jeweils einen Wunschzettel, damit Verwandte Dinge schenken können, die uns Kindern dann auch Freude machen.
War das bei dir auch so?
Und macht man das heute wohl immer noch?
Gerade zeigt sich mir ein Bild eines Kataloges, in dem wir als Kinder geblättert haben, um uns für unseren Wunschzettel zu inspirieren.
Dort drin hat mich mal eine Spiel-Waschmaschine in ihren Bann gezogen. Weiss der Geier, was ich darin sah. Jedenfalls hätte ich die wahnsinnig gern gehabt.
Nachdem ich sie mehrmals auf meinem Wunschzettel drauf hatte, bekam ich sie irgendwann tatsächlich geschenkt. An einem Weihnachtsfest lag sie verpackt unter dem Baum.
Und ich freute mich sehr.
Bis ich damit zu spielen versuchte. Das Teil stellte sich als total langweilig heraus, die Kleider meiner Puppen waschen konnte ich damit jedenfalls nicht. Heute frage ich mich, was ich mir davon versprochen hatte, als ich es im Katalog sah.
Dieses Erlebnis zeigt, dass auch auf Wunschzettel nicht immer Verlass ist.
Vorallem dann nicht, wenn er durch Blättern in einem Spielwarenprospekt zustande gekommen ist.
Diese Woche hatte ich aber schon einen Moment von Beschenktwerden, der gut war.
Ich hatte einen Termin bei der Hautärztin, um ihr ein paar auffällige Stellen zu zeigen.
Als sie mir erklärte, dass die Dinger allesamt harmlos sind, fühlte sich das an, als hätte ich gerade etwas Wertvolles geschenkt bekommen.
Überhaupt fühle ich mich oft einfach vom Leben beschenkt. Und das hat selten mit materiellen Dingen zu tun.
Ich kenne Leute, die lieben es, materielle Geschenke zu machen und zu bekommen.
Das versetzt mich ebenso in Erstaunen wie wenn jemand ein Instrument virtuos beherrscht.
Wie ist das bei dir mit den Geschenken?
* den bekommst du übrigens
noch bis Freitag stark reduziert.