23. November 2018 — Das etwas andere "erfolgreich"


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Für meinen Vortrag kürzlich recherchierte ich danach, wie hoch die Erfolgsquoten von Kinderwunschbehandlungen tatsächlich sind.

Zu Beginn suchte ich auf Seiten von Kinderwunschkliniken. Schlechte Idee – dort fand ich nur vage Angaben, die höchstens für einen bestimmten Fall etwas aussagen. Und auf der einen Seite blieb mir der Hinweis zu einer Veranstaltung hängen: Ein Theater, das den langen und emotionalen Weg zum Wunschkind zum Thema hatte.

Fündig wurde ich schlussendlich auf der Webseite des Beobachters und von SRF. Beide zeigten dieselbe Tabelle. Und diese verrät deutlich: Die Zahlen steigen seit gut zehn Jahren stetig ein wenig und sind im Jahr 2015 (neueste Angabe) bei gut 33 Prozent.
Von allen behandelten Frauen bringt also ein Drittel ein lebendes Baby zur Welt.

Zwei Drittel gehen demnach leer aus. Bei deutlich mehr als der Hälfte, die eine Kinderwunschbehandlung beginnen, hört der zermürbende Kreislauf von Hoffnung und Enttäuschung mit endgültiger Enttäuschung auf.
Hier gehört eigentlich eine längere Pause hin.
Doch meine Gedanken schweiften zurück zu diesem Theater. Eine Darstellung, die einmal mehr die Seite ins Rampenlicht stellt, die nur gerade ein Drittel erreicht.

Und was ist mit den anderen zwei Dritteln?
Von denen redet niemand.
Ich möchte aber von denen etwas hören.
Und zwar von denen, die es ebenfalls geschafft haben.
Nicht "geschafft, Eltern zu werden", sondern geschafft, zufrieden zu werden.
Die nicht mehr das Gefühl haben, die Verlierer zu sein. Die, die heute sagen können: "Es wäre bestimmt auch gut rausgekommen, wenn es geklappt hätte, doch heute sind wir glücklich, dass unser Leben genau so ist, wie es ist."

Manche meinen, es sei aufbauend, Erfolgsberichte zu lesen, wie Leute letzten Endes doch noch zu einem Kind kamen. Ich bin der Meinung, dass es mehr Hoffnung macht, zu erfahren, dass es auch ein gutes, ja sogar sehr gutes Leben geben kann, wenn man zu den zwei Dritteln gehört, die kinderlos bleiben.

Diese Leute möchte ich zu Wort kommen lassen.
Ich möchte wissen, was sie in dieser Entwicklung unterstützt hat.
Aber auch, wie sie ihre KiWu-Zeit erlebt haben und was sie im Zusammenhang mit dieser erlebten haben, was sie sonst nie erlebt hätten. Und so weiter.
Ihr habt einen Weg gemacht, den viele noch vor sich haben – jährlich lassen sich über 6000 Frauen behandeln – ihnen könnte es eine grosse Hilfe sein, wenn ihr eure Erfahrungen teilt und klar macht, dass erfolgreich auch anders aussehen kann als das Bild einer gefüllte Wiege.

Übrigens: Kurz nachdem ich auf diese Idee kam, wurde ich genau danach gefragt. Ob ich ein Buch kenne, das darüber berichtet. Ich kenne keines. Aber nun weiss ich, dass ich es schreiben muss.

Hilfst du mir dabei, indem du weitersagst, dass ich Menschen mit genau dieser Erfahrung suche? Oder melde dich selbst, wenn du so jemand bist. Schreib mir oder ruf mich an. Selbstverständlich wird es auch wieder möglich sein, anonym zu bleiben. Es geht um die Geschichte, um die Erfahrung.

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