5. Juni 2025 – Sind OK-Menschen im Alter einsam?


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Meine Rippen schmerzten, aber ich konnte nicht aufhören zu lachen. Schuld war eine ulkige Situation am Spielsonntag zu dem ich eingeladen war. Und natürlich die Rippe, die ich mir vor 2 Wochen geprellt habe, und von der ich vor der Lacherei dachte, sie sei schon recht gut verheilt.

Ich versuchte wirklich, mich mit Lachen zurückzuhalten, schliesslich wollte ich nachts nicht mit Schmerzen wachliegen. Aber es war unmöglich, bei diesem Spiel lachten wir alle Tränen.

Dass mein Partner und ich in dieser Runde die einzigen Nochnichtpensionierten sind, entpuppt sich als Gelegenheit, eine neue OK-Frau in fortgeschrittenem Alter kennenzulernen.
Schon Stunden vor meinem Lachanfall wittere ich bei einer Mitspielerin die Chance, in ihr eine weitere Frau getroffen zu haben, die auch im Alter nicht bereut, dass sie keine Kinder hat.

Beim Abendessen fasse ich mir ein Herz und spreche sie darauf an. Die Hoffnung auf einen Neuzugang auf meiner inneren Liste macht mir Mut.

Volltreffer! Sie geniesst zwar das Zusammensein mit Kindern, was sie mehrfach betont, jeweils gefolgt von der Bemerkung, dass sie diese nicht zu lange um sich herum haben müsse.

Mit ihrem Partner plant sie, in eine Wohneinheit eines Mehrgenerationenprojektes zu ziehen und freut sich schon darauf.

Auf mein direktes Nachfragen hin bezüglich der verbreiteten Angst vor Einsamkeit im Alter als Kinderlose berichtet sie lebhaft von ihrem grossen Freundeskreis und ihrem ausgefüllten Alltag, der sie auch erfüllt.

"Man muss die Freundschaften natürlich pflegen", sagt sie.
Doch dann hält sie inne und fügt an: "Wobei, man hat es irgendwann nicht mehr selbst in der Hand und das ist schon nicht ohne. Ich kenne jetzt eine Frau, die ist 91 und der sterben die Freundinnen einfach weg – eine um die andere.
Da hilft auch Freundschaften pflegen nichts. Ausserdem ist sie stets weniger mobil, also lernt sie nicht mehr so leicht neue Leute kennen. Die fühlt sich zunehmend einsamer ohne dass sie was dagegen tun kann."

Um sicher zu gehen, frage ich nach: "Und sie ist auch kinderlos?"
"Nein, sie hat Kinder. Aber die leben halt nicht gerade um die Ecke."

Das ist bereits das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass mir jemand ein Beispiel nennt für Einsamkeit im Alter und erst, wenn ich nachhake, stellt sich heraus: Die Person hatte ja Kinder. Es hat halt bloss nicht verhindert, dass sie in eine solche Situation kommt.

Im anderen Beispiel hat der in Amerika lebende Sohn bei seinem Besuch in der Schweiz sogar dafür gesorgt, dass seine betagte Mutter in eine andere Institution kam.
Dort, wo sie jetzt ist, kennt sie niemanden – im Gegensatz zum Altersheim, wo sie vorher war – und ist in ihren Möglichkeiten, aktiv zu sein, stärker eingeschränkt.

Dank des Kurzbesuches ihres Sohnes und seines Eingreifens in ihr Leben hat ihre Lebensqualität also abgenommen.

Mein Eindruck, dass es ab einem gewissen Punkt nicht mehr drauf an kommt, ob man Kinder hat oder nicht, erhärtet sich.
Sehr hohes Alter erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Freundeskreises schrumpft.

Aber es gibt Wege, dennoch nicht zu vereinsamen.
Interessiert es dich, welche das sind oder möchtest du mehr dazu erfahren?

Und traust du dich manchmal auch, Frauen einfach zu fragen, ob sie OK-Frauen sind und wie es ihnen damit geht?
Welche Beobachtungen machst du bei älteren Menschen?


Schreib mir gern über deine Erfahrungen, sie interessieren mich.

Herzlich
Regula



Übrigens: Letztes Mal habe ich von der Podcastfolge berichtet, wo zwei Freundinnen davon sprachen, wie es für sie war, als die eine von ihnen Mutter wurde.

Und ich habe angekündigt, dass in Kürze auch Kathrin in einer Folge mit uns teilen wird, was sie mit ihrer Freundin erlebt hat.

Wie vermutet wurde auch diese Folge ein Juwel. Hier kannst du sie hören: Folge 47 Wenn die Freundin Mutter wird (Teil 2), und die andere gerne würde.




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