5. Mai 2022 – Muttertag in Sicht


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Die Zeit vor dem Muttertag ist für OK-Frauen eine Herausforderung. Überall ist er Thema. Sogar im Wetterbericht wird er genannt.

Für unfreiwillige OK-Frauen kann jede dieser Erwähnungen ein Stich ins Herz sein.
Eine Erinnerung daran, dass einem diese Identität verwehrt bleibt.
Eine Identität, die der selbstverständlichste nächste Schritt im Leben gewesen war.

Der Muttertag bringt auch diese Selbstverständlichkeit wieder zum Ausdruck. Und dass man das nicht bekam, was für alle selbstverständlich scheint. Dass diese Wandlung nicht erfolgt ist, hat nebst viel Trauer evtl. auch eine Identitätskrise ausgelöst.

Jedes Jahr wieder dieselbe Misere und jede Erwähnung des Muttertags frischt die alten Verletzungen auf: das Gefühl von Versagen, von Ungerechtigkeit, von endloser Leere, einem riesigen Loch, unendlicher Trauer und vieles mehr.

Dem ist nicht auszuweichen, auch wenn wir uns noch so abzuschotten versuchen.

Wie können wir also dem Muttertag auf eine Art begegnen, dass er erträglicher wird?
Die Gefühle ignorieren und Verdrängen hilft nicht weiter – nicht empfehlenswert.
Besser diese Gefühle zuerst einmal ernst nehmen, akzeptieren und dadurch gut für sich selbst sorgen.

Vielleicht kannst du dein Inneres Kind, das Träger dieser Gefühle ist, in deiner Vortstellung liebevoll in den Arm nehmen. Damit bist du schon mal deinem inneren Kind eine gute Mutter.

Und wie wäre es anschliessend mit einem Blickwechsel?
Den Muttertag als das sehen, was er ist: ein kommerzioneller Anlass. Hey, die "Erfinderin" des Muttertags (übrigens eine OK-Frau!, die ihre eigene Mutter ehren wollte) unternahm alles, den Tag wieder abzuschaffen, nachdem er derart kommerzialisiert worden war. Sie ging dafür sogar ins Gefängnis.

Einen Blick auf andere, vergleichbare Tage werfen: der Valentinstag zum Beispiel. Machst du da mit? Und was ist mit den unfreiwilligen Singles, die sich dann doppelt einsam fühlen?
Bei Paaren, die nicht geklärt haben, wie sie mit diesem Tag umgehen wollen, führt er zu mehr Distanz und Missverständnissen.

Eine meiner Freundinnen trauert am Muttertag um ihre viel zu früh verstorbene Mutter. Dass sie inzwischen selbst Mutter ist, fühlt sich für sie seltsam an und sie will dafür nicht gefeiert werden.

Eine Bekannte ist am Muttertag konfrontiert mit dem Gedanken an das, was aus ihren Kindern geworden ist: Suizid und Drogensucht. Obwohl sie Mutter ist, fühlt sie sich im Pensionsalter wie eine OK-Frau.

Eine Freundin meiner Mutter grämt sich darüber, dass ihre Kinder ihr nicht die Aufmerksamkeit schenken, die sie sich wünscht und ist deshalb betrübt.

Es gäbe noch unzählige weiter Beispiele – der Tag scheint abgesehen von der Balance im Budget der Blumengeschäfte viele negative Auswirkungen zu haben. Er generiert viele Erwartungen, was zu ebenso vielen Enttäuschungen und Missstimmungen führt.

Was tun wir also damit? Vielleicht können wir ihn als Anlass dazu nehmen, uns selbst Aufmerksamkeit zu schenken. In Anerkennung an unser Frausein und in Respekt davor, dass wir als OK-Frau ein nicht normatives Leben führen, was oft eine Herausforderung ist.
Schön, dass es euch gibt, liebe OK-Frauen!


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